Die Tricks der Onlinebroker
Onlinebroker sind im Trend. In den letzten Jahren sind immer mehr sogenannte Neobroker auf den Markt gekommen, die mit vermeintlich günstigen Gebühren werben. Anleger sollten aber genau hinschauen: Sie werden nämlich meist an anderer Stelle zur Kasse gebeten.
Das Angebot klingt verlockend: Onlinebroker wie Robinhood aus den USA, Trade Republic und Scalable aus Deutschland oder Degiro aus den Niederlanden bieten an, Aktien gratis oder für nur ein paar Euro zu handeln.
Oftmals setzen die Onlinebroker (auch Neobroker genannt) zusätzlich auf Flatrate-Angebote. Man zahlt monatlich eine geringe Abo-Gebühr und kann im Gegenzug unentgeltlich so viele Aktien und Fondsanteile kaufen und verkaufen, wie man möchte. Das hält die Kunden bei Laune – und motiviert sie, das Depot fortlaufend umzuschichten.
Von solch erhöhten Trading-Aktivitäten profitieren aber auch die Onlinebroker. Denn was viele nicht wissen: Gratis- oder Billig-Trading ist alles andere als günstig. Die Anbieter von solchen Tarifmodellen verfolgen lediglich ein anderes Geschäftsmodell. Auch sie verdienen gutes Geld – einfach auf eine etwas andere Art, wie folgende Übersicht zeigt.
Wie Onlinebroker Geld machen
Payment for Order Flow (Geld für Kundenaufträge, PFOF)
Billig-Anbieter schließen oft einen Exklusivvertrag mit einem Wertpapierhandelshaus oder einer Investmentbank ab. Dabei verpflichten sie sich, den Vermittlern alle Kundenaufträge exklusiv zur Ausführung zu senden. Diese Vermittler können dann entscheiden, ob sie zum Beispiel die Kaufaufträge intern gegen andere Verkaufsaufträge ausführen oder ob sie die Aufträge an eine Börse weiterleiten.
Der Vermittler kann so die ihm passenden Aufträge herausfiltern und seinen Gewinn aus den Transaktionen maximieren. Der Billig-Anbieter wiederum wird für die Lieferung der Aufträge mit einer umsatzabhängigen Provision entschädigt. Das kann zu Interessenskonflikten führen, wenn der Anbieter die Kundenaufträge nicht an die Börse mit den besten Preisen für seine Kunden schickt, sondern an jene, welche die höchsten Provisionen bezahlen.
Höhere Spreads
Onlinebroker haben oftmals auch Exklusiv-Verträge mit bestimmten Börsenplätzen oder alternativen Handelsplattformen. Dabei handelt es sich meist um kleinere Börsen mit geringerem Handelsvolumen im Vergleich zur jeweiligen Hauptbörse.
Der Nachteil für den Kunden liegt darin, dass an diesen kleinen Börsen oftmals der Preisunterschied zwischen Kauf- und Verkaufskursen (Spread) einer Aktie höher ist. Dies geht zulasten der Rendite des Anlegers. Vor allem außerhalb der offiziellen Handelszeit können die Spreads locker auf 4 bis 5 Prozent steigen.
Kunden werden teure Produkte angeboten
Einige Onlinebroker empfehlen ihren Kunden, ihre Aktien in teure Zertifikate oder strukturierte Produkte umzuschichten. Mit solchen Produkten können die Anbieter deutlich höhere Margen erzielen.
Geschäftsmodelle im Visier der EU-Kommission
Unklar ist, wie lange die Ertragsmodelle der Gratis- und Billigbroker überhaupt noch funktionieren. In der EU-Kommission wird seit einiger Zeit darüber diskutiert, Payment for Order Flow wegen Interessenkonflikten zu verbieten. In Großbritannien ist diese Praxis bereits seit einigen Jahren untersagt.
Fazit: Anleger fahren in der Regel besser, wenn sie sich für ihre Wertpapiergeschäfte an einen Anbieter wenden, der frei von möglichen Interessenkonflikten ist und bei dem die Konditionen transparent sind.
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