"Wohlstand im Alter geht nur mit Aktien"

Herr Dittli, Sie schreiben für Anlegerinnen und Anleger in Deutschland und in der Schweiz. Gibt es Unterschiede zwischen beiden Ländern, was die Geldanlage angeht?

In Deutschland ist es zum Teil immer noch verbreitet, die Finanzmärkte als eine Art Casino zu sehen, in dem sich nur Zocker tummeln. Das könnte auch historische Gründe haben: So hat beispielsweise der Crash am Neuen Markt zur Jahrtausendwende tiefe Spuren hinterlassen. Ganz so schlimm war es damals in der Schweiz nicht. Auch deshalb dürften die Menschen in meinem Heimatland etwas weniger Vorbehalte gegenüber Aktien haben. 

Wie wichtig sind Aktien für die Altersvorsorge? 

Die staatlichen Rentensysteme reichen schon heute nicht mehr aus, um den Wohlstand im Ruhestand zu halten. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird sich dieses Problem in Zukunft noch verschärfen. Doch mit Aktien kann man diese Lücke schließen und das fehlende Kapital aufbauen. Aktienkurse können zwar stark schwanken, doch je länger der Anlagezeitraum ist, desto weniger fallen diese Schwankungen ins Gewicht. Deshalb sind Aktien ideal für die Altersvorsorge. 

Wie können die Menschen ihre Angst vor Aktien abstreifen?

Lassen Sie sich nicht von reißerischen Schlagzeilen abschrecken. Viele Zeitungen, TV-Sender, Internet-Plattformen und selbst ernannte Experten spielen mit der Angst der Menschen und warnen regelmäßig vor einem angeblich bevorstehenden Knall an der Börse. Vor sogenannten "heißen" Tipps, die den schnellen, risikolosen Gewinn in Aussicht stellen, sollte man sich genauso in Acht nehmen. Wer in Aktien investiert, sollte sich nicht von Emotionen leiten lassen und langfristig denken.

Und dann kann man nichts mehr falsch machen?

Oh doch! Der häufigste Fehler ist es, fast nur im Heimatmarkt zu investieren oder alles auf ein paar wenige Aktien zu setzen. Es ist sehr riskant, sich so abhängig von der heimischen Wirtschaft oder von nur ein paar Unternehmen zu machen. Denn ein Land kann wirtschaftlich vom Rest der Welt abgehängt werden. Einzelne Unternehmen können tief in die Krise rutschen oder sogar pleitegehen. Mein Rat lautet daher: Verteilen Sie Ihre Anlagen möglichst breit auf unterschiedliche Branchen und Regionen. Am besten geht das mit ETFs.

Steht man mit ETFs automatisch auf der sicheren Seite? 

So einfach ist es auch wieder nicht. Die Auswahl an ETFs ist riesig und schwer zu überblicken. Es lohnt sich daher, sich von unabhängigen Fachleuten beraten zu lassen – und The Market zu lesen. Anders als manche Finanzportale, die viel Lärm machen, wollen wir Anlegern Orientierung bieten. Zum Beispiel in der Frage, mit welchen ETFs sich eine Anlageidee gut umsetzen lässt. Mit der Neuen Zürcher Zeitung im Rücken identifizieren wir wichtige Trends und spannende Anlagethemen, die wir dann mit analytischer Präzision ausleuchten.

Zur Person

Mark Dittli war Chefredakteur von Finanz und Wirtschaft und berichtete aus New York, bevor er das Finanzmagazin The Market lancierte (themarket.de). Es gehört zur Neuen Zürcher Zeitung und ist seit 2024 auch in Deutschland präsent. Dittli hat Betriebswirtschaft studiert und ist Finanzanalyst CFA. Seine Spezialgebiete sind makroökonomische Themen, Wirtschaftsgeschichte und Aktienanalyse.