Geldanlagen

Komplexe Finanzprodukte: So behalten Anleger den Durchblick

Zertifikate locken Anlegerinnen und Anleger mit hohen Ausschüttungen. In Anbetracht der jüngsten Senkung des Leitzinses durch die EZB erscheinen solche Produkte wieder attraktiver. Doch die Risiken werden häufig unterschätzt.

Stefan Passler
Anlageexperte
Aktualisiert am
23. Oktober 2024

Alle Augen richteten sich auf Christine Lagarde, nachdem sie im Oktober den Leitzins weiter absenkte. Die EZB-Präsidentin reduzierte den sogenannten Einlagezins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent. 

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Die Anleger müssen in den nächsten Monaten mit weiteren Zinssenkungen rechnen. Gleichzeitig befinden sich die Kurse vieler Aktien auf einem hohen Niveau. Das erschwert die Suche nach attraktiven Anlagen. Zertifikate verzeichnen deshalb aktuell wieder eine zunehmende Nachfrage.

Zertifikate sind Wertpapiere, deren Preis an der Entwicklung eines anderen Werts gekoppelt ist, dem so genannten Basiswert. Zertifikate werden auch als Derivate bezeichnet. Basiswerte können einzelne Aktien sein, aber auch Anleihen, Rohstoffe, Währungen oder Indizes. Besonders Beliebt bei Anlegern in Deutschland sind beispielsweise so genannte Express-Zertifikate, die gerade sicherheitsorientierten Anlegern häufig angeboten werden und oft mit hohen Zinszahlungen locken. Express-Zertifikate versprechen auch dann eine attraktive Rendite, wenn sich die Basiswerte kaum verändern. 

Doch Vorsicht: Von den hohen Ausschüttungen mancher Zertifikate sollte man sich generell nicht blenden lassen. Im Gegenzug beinhalten solche Produkte oftmals auch überdurchschnittliche Risiken. Zusätzlich werden sie im Unterschied zu ETFs oder aktiven Fonds nicht als Sondervermögen eingestuft (siehe Tabelle). Somit ist der Anleger vor einer Zahlungsunfähigkeit des Emittenten nicht geschützt. Die Bonität des Herausgebers ist daher eines der wichtigsten Kriterien bei der Wahl eines solchen Produktes.

Zahlreiche Zertifikate sind in ihrem Aufbau äußerst komplex. So erhalten Käufer von Express-Zertifikaten den investierten Betrag und die Ausschüttung nur ausgezahlt, wenn zum Laufzeitende eine bestimmte Kursgrenze (Barriere) nicht unterschritten wird. Andernfalls entsteht ein Kapitalverlust, da nur ein Teil des investierten Betrags zurückgezahlt wird, der sich nach dem Verlust des Basiswertes richtet. Von Kurssteigerungen des Basiswerts profitiert der Anleger dann nicht.

Dem Anleger droht damit ein Teil- oder schlimmstenfalls gar ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Oft wird diese Ausfallwahrscheinlichkeit unterschätzt. Auch bei Zertifikaten gilt: Anleger sollten sich vor einer Investition ein Anlageziel setzen, die Produkte genau prüfen und Experten hinzuziehen.

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Was ist ein sinnvolles Ziel, wenn man sein Geld anlegt? Für die meisten Anlegerinnen und Anleger lautet die Antwort: Eine marktgerechte Rendite, die ihrem Risikoprofil entspricht. Das bedeutet, langfristig immer etwa gleich viel zu gewinnen und zu verlieren wie der gesamte Markt. Das klingt unspektakulär – vor allem, wenn Produktanbieter gleichzeitig "überdurchschnittliche Renditemöglichkeiten" versprechen.

Die versprochene Mehrrendite von Zertifikaten bleibt allerdings meistens Fantasie. Etliche Untersuchungen zeigen, dass kaum jemand den Markt systematisch schlägt. Anleger sind daher besser beraten, wenn sie, beispielsweise mit dem Einsatz von kostengünstigen ETFs, auf eine langfristig realistische Rendite abzielen und keine Experimente durchführen.

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