Leitzinsen: Notenbanken ziehen nicht mehr an einem Strang
Die Zentralbanken haben spannende Entscheidungen getroffen: Während die Fed die Zinsen stabil hält, setzen EZB und SNB auf weitere Senkungen. Welche Erwartungen die Märkte für die Zukunft haben und wie sich dies auf Wirtschaft und Inflation auswirken könnte, erfahren Sie hier.

Die vergangenen Wochen waren geprägt von Leitzinsentscheidungen der großen Notenbanken. Die US-Notenbank Fed ließ die Zinsen unverändert, obwohl Präsident Donald Trump gerne niedrigere Zinsen und einen schwächeren Dollar gesehen hätte.
Die Europäische Zentralbank (EZB) und Schweizerische Nationalbank (SNB) hingegen haben die Zinsen um einen weiteren Viertelprozentpunkt reduziert. Das VZ VermögensZentrum hat deshalb die Markterwartungen für drei der wichtigen Notenbanken zusammengetragen:
Fed: In den USA werden die Leitzinsprognosen von den Erwartungen der einzelnen Mitglieder des geldpolitischen Gremiums abgeleitet. Quartalsweise geben sie bekannt, wo sie das Zinsniveau in den kommenden Jahren sehen. Aktuell erwarten sie, dass der Leitzins dieses Jahr um einen halben Prozentpunkt auf 3,875 Prozent fallen wird. Für das kommende Jahr gehen sie von einem weiteren Rückgang um einen halben Prozentpunkt auf 3,375 Prozent aus. Das entspricht ziemlich genau den in der Grafik abgebildeten Markterwartungen. In den neuesten Fed-Prognosen waren keine Äußerungen zu Zöllen enthalten. Es ist deshalb davon auszugehen, dass es sich hier um ein Hauptszenario handelt, bei dem die Einführung von Zöllen nur selektiv umgesetzt wird.
EZB: Die EZB hatte bereits Anfang März den Einlagesatz um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent gesenkt. Die geplanten Mehrausgaben für Verteidigung und Infrastruktur werden die Wirtschaft in der EU voraussichtlich beleben. Dieser Fiskalimpuls könnte aber auch den Inflationsdruck erhöhen. An den Finanzmärkten geht man deshalb derzeit davon aus, dass der EZB-Leitzins bei zwei Prozent einen Boden finden wird.
SNB: Nachdem die Notenbank im März zum fünften Mal in Folge den Zins gesenkt hat, setzt sich am Markt nun immer mehr die Erwartung durch, dass damit das untere Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte. Dass die Zurückhaltung bezüglich weiterer Zinsschritte zugenommen hat, hängt auch mit den geplanten Investitionen in der Eurozone zusammen. Sie dürften den Inflationsdruck dort generell etwas anheben. In der Schweiz hat sich der Inflationsdruck hingegen weiter abgeschwächt.
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Europäische Einkaufsmanagerindizes überraschen
In der Eurozone nähert sich der Industrie-PMI (Purchasing Managers Index, zu deutsch Einkaufsmanagerindex) zügig der Wachstumsschwelle. Die Industrieproduktion hat erstmals seit zwei Jahren wieder zugelegt. Der Composite-PMI, der auch die Dienstleistungen umfasst, erreichte zudem den höchsten Stand seit sieben Monaten.
Unveränderte Zinsen in Großbritannien
Die Bank of England (BoE) beließ den Leitzins wie erwartet bei 4,5 Prozent. Die Entscheidung fiel im neunköpfigen Rat mit 8:1 Stimmen deutlich aus. Die Notenbank möchte vor einem nächsten Schritt sichergehen, dass sie sich auf dem richtigen Weg befindet. Sie erwartet, dass sich die Inflation in den kommenden Monaten weiter verlangsamen wird.
Deutsche Wirtschaft schöpft Hoffnung
In Deutschland macht sich allmählich wieder Optimismus breit. Der an den Märkten stark beachtete Ifo-Index deutet darauf hin, dass sich die Stimmung bei deutschen Unternehmen verbessert hat. Dies ist unter anderem auf vermehrte Investitionen durch das große Fiskalpaket zurückzuführen. Davon dürfte insbesondere auch die zuletzt leidende Bauwirtschaft profitieren.
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