Geldanlagen

"Sell in May and go away": Stimmt die Börsenweisheit?

"Sell in May and go away" ist eine der bekanntesten Börsenweisheiten. Doch stimmt das wirklich? Ist es sinnvoll, im Mai Aktien zu verkaufen und erst im September wieder an der Börse einzusteigen?

Carina Freibott
Anlageexpertin
Aktualisiert am
09. Oktober 2024

Im Frühjahr sollte man sich von seinen Aktien trennen und erst im Herbst wieder einsteigen. Zumindest glauben das Anleger, die sich an der Börsenweisheit orientieren: "Sell in May and go away, but remember to come back in September." – "Verkaufe im Mai und gehe, aber vergiss nicht, im September zurückzukehren". Das Vorgehen, Aktienpositionen im Mai zu verkaufen und erst vier Monate später wieder zurückzukaufen, soll die Depot-Rendite verbessern, weil die Kurse im Sommer oft nachgeben. Doch lohnt sich für Privatanleger eine solche Strategie wirklich? 

Sell in May: Was steckt dahinter?

Hinter dieser Strategie steht die Annahme, dass die Monate November bis April durchschnittlich deutlich besser abschneiden als die teilweise sogar negativen Monate Mai bis Oktober. 

Merkblatt

Tipps für die Geldanlage: So vermeiden Sie die häufigsten Fehler

Das Merkblatt fasst zusammen, worauf man bei der Geldanlage achten sollte.

Fakt ist: Historisch gesehen gibt es tatsächlich einen saisonalen Unterschied an der Börse. Die Aktienregion Welt hat beispielsweise in den Jahren 1999 bis 2022 zwischen November und April eine mehr als dreimal höhere Durchschnittsrendite erzielt als zwischen Mai und September (siehe folgende Grafik). Die Ursachen sind umstritten. Eine Rolle spielen können beispielsweise ökonomische Gründe, Feiertage, Steuerüberlegungen oder psychologische Muster.

Ein weiterer Vergleich: In den Jahren 1999 bis 2023 hat die Aktienregion Welt zwischen November und April in fünf von sechs Monaten eine positive Durchschnittsrendite erzielt (siehe folgende Grafik). 

Anleger können sich jedoch nicht darauf verlassen, dass es immer so kommt. Es hat auch schon Jahre gegeben, in denen die Aktienmärkte im Frühjahr und Sommer stark gestiegen sind. 2020 zum Beispiel kam es im Februar/März zum Corona-Crash. Anschließend erholten sich die Kurse bis Ende September kräftig, ehe sie im Oktober zwischenzeitlich wieder deutlich nachgaben.

"Sell in May" hat Risiken

Wer eine Sell-in-May-Strategie umsetzen möchte, muss sich bewusst sein, dass diese nicht unbedingt eine bessere Rendite als eine Kaufen-und-Halten-Strategie erzielt. Es ist möglich, dass die Kaufen-und-Halten-Strategie mehrere Jahre hintereinander deutlich besser abschneidet.

Das Depot im Mai zu leeren, bringt also auf Dauer nicht unbedingt Vorteile, ist aber mit einem hohen Risiko psychologischer Natur verbunden: Es besteht nämlich die Gefahr, dass man im September nicht wieder einsteigt, wenn die Aktien dann wider Erwarten doch teurer sind als zu dem Zeitpunkt, zu dem man sie im Mai verkauft hat. Dann bleibt man womöglich dauerhaft vom Aktienmarkt fern – und verzichtet auf die Chance, sich ein Vermögen aufzubauen.

Die Ursachen für den Effekt sind nicht genau geklärt. Solange sich die Existenz des Effektes nicht begründen lässt, sollten Anleger kritisch gegenüber Marktsaisonalitäten eingestellt sein.

Außerdem scheinen viele Anlageklassen die Tendenz zu haben, sich zu bestimmten Zeiten – beispielsweise an bestimmen Tagen, Monaten oder Jahren – in eine bestimmte Richtung zu entwickeln. Solche sogenannten Kalenderanomalien oder Saisonalitäten können verschiedene Ursachen haben. Diese sind jedoch häufig umstritten und lassen sich oft nicht eindeutig bestimmen. 

Wie setzen Anleger "Sell in May" um?

Eine Sell-in-May-Anlagestrategie wird so aufgesetzt, dass der Anleger seine Aktienanlagen jeweils zum Schlusskurs des letzten Handelstages im April verkauft und zum Schlusskurs des letzten Handelstages im Oktober wieder kauft. Zwischen April und November wird die Anlage in Liquidität oder in Zinswerten gehalten.

Tipp: In der Praxis hat es sich jedoch bewährt, dass man ohne Unterbrechung investiert bleibt. Denn ein erfolgreiches Market Timing – also das gezielte Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren – gelingt kaum jemandem.

Weitere Informationen

Versuchen Sie nicht, durch eine Sell-in-May-Strategie oder durch andere Strategien besser abzuschneiden als der Marktdurchschnitt. Setzen Sie besser auf eine langfristige, individuelle Anlagestrategie. Die Expertinnen und Experten des VZ VermögensZentrums helfen Ihnen gerne, eine für Sie passende Strategie zu finden. 

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