Weg für weitere Zinssenkungen ist frei
Der rückläufige Inflationsdruck in Europa gibt der Europäischen Zentralbank Spielraum, um die Leitzinsen weiter zu senken.
In der Eurozone hat der Inflationsdruck stark nachgelassen. Daran ändern auch die jüngsten Daten zu Konsumentenpreisen nichts, die im November im Vergleich zum Vorjahr von 2,0 auf 2,3 Prozent gestiegen sind. Dahinter steckt vor allem ein Basiseffekt: Vor einem Jahr waren die Preise nämlich für Energieträger deutlich gefallen.
Aussagekräftiger ist deshalb die Preisentwicklung zum Vormonat. Hier hat die Preissteigerung um 0,3 Prozent abgenommen. Die Kernrate ohne die volatilen Komponenten Nahrungsmittel und Energie verharrte im Jahresvergleich bei 2,7 Prozent. Wenn man etwas weiter zurückschaut, ist ersichtlich, dass die Inflation seit Längerem stark rückläufig ist, auch wenn sie zwischenzeitlich immer wieder Gegenbewegungen zeigt (siehe Grafik unten).
Somit steht am Donnerstag (12. Dezember) einer Senkung des Einlagesatzes der EZB um weitere 0,25 Prozentpunkte auf dann 3,0 Prozent nichts entgegen. Zwischenzeitlich wurde aufgrund der Konjunkturschwäche in der Eurozone sogar ein größerer Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten erwartet. Nun sieht es so aus, als ob die EZB die Zinsen sowohl im Dezember als auch im Januar um jeweils 0,25 Prozentpunkte reduzieren wird. Der Einlagesatz stände dann nur noch bei 2,75 Prozent.
Doch das dürfte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. 2025 wird wahrscheinlich auch ein Jahr weiterer Zinssenkungen werden. Insbesondere die zu erwartenden geringeren Lohnsteigerungen eröffnen der EZB die Möglichkeit, die Wirtschaft mit ihrer Geldpolitik stärker zu unterstützen. In den Industriestaaten verlassen wir gerade das Regime hoher Preissteigerungen, das mit strenger Geldpolitik in Form von hohen Zinsen bekämpft werden musste. Externe Schocks wie die Covid-Pandemie und die Invasion Russlands in der Ukraine waren hierfür die Hauptauslöser.
Nach vorne blickend wird ein Szenario wieder wahrscheinlicher, in dem unterdurchschnittliches Wachstum zum Normalzustand wird. Die Überalterung der Gesellschaft, die hohe Verschuldung und allgemein geringe Dynamik könnten es von Seite der Notenbanken wieder zwingend notwendig machen, durch niedrige Zinsen deflatorischen Tendenzen entgegenzuwirken. Am Zinsmarkt werden derzeit für 2025 vier bis fünf weitere Zinssenkungen zu je 0,25 Prozentpunkten erwartet.
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