Weshalb Börsenprognosen so häufig falsch sind
Am Jahresanfang publizieren viele Banken ihre Kursziele für das ganze Börsenjahr. Anleger sollten sich davon aber nicht beeinflussen lassen. Denn niemand kann die kurzfristige Marktentwicklung seriös vorhersagen.
Die Geschichte der Fehlprognosen von Finanzanalysten wiederholt sich immer wieder von Neuem. Jeweils zu Jahresbeginn geben Börsenexperten ihre Prognose für das neue Jahr ab, doch letztlich bewahrheiten sie sich fast nie. Auch für 2024 waren sämtliche Prognosen falsch.
Das Anlagejahr 2024 hat nicht nur viele Privatanleger sehr positiv überrascht, sondern auch fast alle Finanzanalysten und Ökonomen. Das lässt sich von den deutlich zu niedrigen Prognosen ableiten, die vor einem Jahr publiziert wurden. Die Banken und Vermögensverwalter hatten sehr unterschiedliche Erwartungen an die Kursentwicklung des deutschen Leitindex (DAX).
Die erwartete Performance für das vergangene Jahr lag zwischen einem Minus von zwölf Prozent bis zu einem Kursplus von sieben Prozent (vgl. Grafik).
Tatsächlich ist der DAX im Jahr 2024 um rund 19 Prozent nach oben geklettert. Die Experten waren in ihren Prognosen also viel zu pessimistisch. Vor allem den negativen Effekt von geopolitischen Krisen auf die Finanzmärkte haben sie überschätzt.
Das wirft einige Fragen auf: Weshalb ist die Prognosefähigkeit der Analysten so bescheiden, wenn doch die Finanzanalyse in den vergangenen Jahrzehnten mit riesigem Aufwand verfeinert worden ist? Und weshalb werden Anleger immer wieder von Börsencrashs oder von Kursfeuerwerken überrascht?
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Falsche Annahmen von Ökonomen
Die Antworten darauf sind einfach. Der Mensch selbst spielt den komplexen Modellen der Wirtschaftswissenschaftler immer wieder einen Streich. Die Mehrheit der Ökonomen geht immer noch fälschlicherweise davon aus, dass der Mensch stets rationale Investitionsentscheidungen fällt und sich nicht von seinen Emotionen leiten lässt. Aufgrund dieser Fehlannahme versuchen Wirtschaftswissenschafter, die Kursentwicklung mit naturwissenschaftlichen Methoden vorherzusagen.
Im Unterschied zur Meteorologie und zu anderen Naturwissenschaften beeinflusst der Mensch aber mit seinem oft irrationalen Verhalten die Entwicklungen an den Finanzmärkten direkt. Seine unberechenbaren Entscheidungen wirken sich unmittelbar auf die Aktienkurse aus. Die klassische Finanzmarkttheorie berücksichtigt diese Erkenntnis bis heute allerdings kaum.
Prognosen sind nur Momentaufnahmen
Deshalb sollten Anleger Prognosen als das betrachten, was sie letztlich sind: Momentaufnahmen, die schon schnell wieder überholt sein können. Auf die Aktualität übertragen heißt das: Unvorhersehbare Einflüsse wie etwa globale Konflikte, eine plötzlich stagnierende Teuerungsrate oder eine sich unerwartet ändernde Wirtschaftspolitik wichtiger Länder können das Marktumfeld derart verändern, dass sämtliche Prognosen vom Jahresbeginn stark überarbeitet werden müssten.
Für Anleger bedeutet dies, dass sie besser fahren, wenn sie an ihrer strategischen Positionierung langfristig festhalten, anstatt ihr Depot jedes Jahr aufs Neue aufgrund von solch zweifelhaften Prognosen umzuschichten. Denn mit einem breit aufgestellten Portfolio ist man an der Börse auch für 2025 gut gerüstet – unabhängig davon, was prophezeit wird.
Tipp: Um zu wissen, ob das eigene Depot wirklich sinnvoll diversifiziert ist, lohnt sich ein unabhängiger Depot-Check. Ein Depot-Check deckt die Schwächen eines Depots und die offensichtlichen Interessenskonflikte der Banken auf. Er zeigt, wenn ein Anleger zu hohe Risiken eingeht und Chancen zu wenig nutzt.
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