Wie Experten-Umfragen die Märkte beeinflussen
Die Börsen reagieren immer positiv oder negativ, wenn Einkaufsmanager-Indizes (kurz PMIs) veröffentlicht werden – je nachdem wie sie ausfallen. Wie die aktuelle Reaktion ausfällt und was die Märkte sonst bewegt, lesen Sie hier.
Wann immer die Einkaufsmanager-Indizes (kurz PMIs) publiziert werden, sind unmittelbare Reaktionen der Aktien- und Anleihemärkte sicher. Denn die PMIs gehören zu den wichtigsten Wirtschaftsindikatoren überhaupt. Sie sind Frühindikatoren für die Wirtschaftsentwicklung mit einem Fokus auf die Dienstleister und die Industrie.
Die Indizes basieren auf einer Umfrage bei den Unternehmen. Diese äußern sich unter anderem zum Auftragsbestand, zum Produktionsvolumen, zur Entwicklung der Belegschaft, zu den Lieferfristen und zur Lagerhaltung. Wegen ihrer breiten Abstützung gelten PMIs als zuverlässige Indikatoren für die aktuelle Konjunkturlage und die Entwicklung in der näheren Zukunft.
Es gibt PMIs für den gesamten Privatsektor (Composite PMIs) und PMIs für die Industrie und Dienstleister. Aktuell zeigen die Composite PMIs global ein heterogenes Bild: In einigen Volkswirtschaften hat sich die Stimmung verschlechtert, in anderen ist sie stabil (siehe Grafik unten). In Japan litt die Stimmung unter dem Rücktritt des langjährigen Premierministers Kishida und den Unterhauswahlen. Auch in Großbritannien hat sich die Stimmung etwas eingetrübt. In den USA hingegen deutet der PMI mit 55 Zählern ein relativ hohes Wirtschaftswachstum an. Die US-Unternehmen weisen gemäß der neuesten PMI-Umfrage ein robustes Wachstum der Produktionsvolumen und des Absatzes auf.
Wenn man die Dienstleister und die Industrie separat betrachtet, fällt auf, dass das Wachstum in allen Regionen ausschließlich von den Dienstleistern getragen wird. Sie kompensieren die Stagnation der Industrie. In der Eurozone befindet sich die Industrie in einer Rezession. Dieser Sektor ist vor allem in Frankreich und Deutschland in der Krise, was unter anderem mit der hohen Präsenz der Automobilhersteller in diesen Ländern zu tun hat. Zudem scheint die europäische Industrie auch am stärksten unter der Billig-Konkurrenz aus China zu leiden. Sie spürt das nicht nur auf ihren Heimmärkten, sondern auch bei den Ausfuhren. Immerhin war über die vergangenen Quartale eine Stabilisierung erkennbar.
Für eine weitere Aufhellung braucht es weniger Gegenwind bei den Zinsen. Im Euro und im Dollar sind die Zinsen nach wie vor relativ hoch. Dank des Rückgangs der Inflation werden die Notenbanken die Geldpolitik aber schrittweise lockern können. Mittelfristig sollte sich die Investitionstätigkeit deshalb erholen – auch wenn es jeweils ein paar Monate dauert, bis Leitzinssenkungen in der Realwirtschaft auch tatsächlich spürbar werden.
Weitere Wirtschaftsnews
Lichtblick für Deutschlands Wirtschaft
Nach zuvor vier Rückgängen in Folge hat sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen erstmals wieder aufgehellt. Im September stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex von 85,4 auf 86,5 Zähler.
Ermittelt wird dieser Wert durch eine Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem deutlich geringeren Anstieg gerechnet. Die Unternehmen zeigen sich zufriedener mit ihrer aktuellen Lage. Auch die Erwartungen hellten sich auf. Die deutsche Wirtschaft konnte den Sinkflug damit stoppen. Allerdings ist insbesondere die Geschäftslage in der Automobilindustrie und im Baugewerbe nach wie vor unbefriedigend.
US-Konsumlaune hellt sich vor den Wahlen auf
Im Oktober hat sich die Konsumstimmung in den USA überraschend stark aufgehellt. Kurz vor den Präsidentschaftswahlen stieg das Barometer für die Konsumlaune von 99,2 auf 108,7 Punkte. Das war zugleich der stärkste monatliche Zuwachs seit dreieinhalb Jahren. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem deutlich geringeren Anstieg gerechnet.
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