30 Jahre ETF – eine Erfolgsgeschichte
ETFs feiern 2023 ihren 30. Geburtstag. Exchange Traded Funds (kurz ETFs) sind Fonds, die passiv einen Index abbilden und an der Börse gehandelt werden. Heute ist diese kostengünstige Anlageklasse beliebt wie nie. Laufend kommen neue ETFs auf den Markt. Das wachsende Angebot hat aber nicht nur Vorteile: Für Anlegerinnen und Anleger wird es immer schwerer, die passenden ETFs für ihr Portfolio auszuwählen.
Es war Anfang 1993, als der amerikanische Vermögensverwalter State Street Global Advisors für eine Revolution am Finanzmarkt sorgte. Er lancierte damals den Standard & Poor’s 500 Depositary Receipt (kurz SPDR) – ein Anlageprodukt, das den US-Aktienindex S&P 500 abbildet. Der "Spider", wie das Produkt in Anlehnung an die Abkürzung SPDR heißt, ist bis heute der größte börsengehandelte Indexfonds der Welt. Es ist zugleich auch das mit Abstand meistgehandelte Wertpapier weltweit.
Der Aufstieg des "Spider" steht für den Siegeszug der ETFs. In den vergangenen Jahren nahmen die von ETFs verwalteten Vermögen weltweit rapide zu – von 716 Milliarden Dollar im Jahr 2008 auf über 9.000 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr (siehe Grafik unten).
Auch Deutschland erfreuen sich ETFs einer großen Beliebtheit. Das Anlagevolumen hierzulande betrug Ende 2022 rund 85 Milliarden Euro. Dass sich diese Produktklasse derart zu einem Renner entwickeln würde, hatten 1993 wohl die wenigsten Experten erwartet.
Erfolgsgeschichte von Indexfonds reicht noch weiter zurück
Der Beginn dieser Erfolgsgeschichte geht allerdings noch deutlich weiter zurück als bis zum Gründungsjahr des "Spider". Schon 1970 hatte der US-Amerikaner John Bogle die Idee, einen Aktienindex mittels eines Fonds nachzubilden und diesen Fonds auch für Kleinanleger zu öffnen. Mit diesem Ziel vor Augen gründete er Vanguard – heute eine der größten Fondsgesellschaften der Welt.
1976 war es dann soweit: Vanguard brachte erstmals einen Indexfonds auf den Markt, der in die 500 größten US-Unternehmen investiert und auch Privatanlegern offenstand. Das ermöglichte erstmals auch breiten Schichten der Bevölkerung auch mit geringeren Geldbeträgen ihr Vermögen breit zu streuen. Diesen Vanguard-Fonds gibt es auch heute noch. Seit seiner Auflegung erzielte er im Schnitt eine jährliche Rendite von über 10 Prozent pro Jahr.
Es handelt sich bei diesem Indexfonds allerdings nicht um einen ETF, denn er kann nicht über die Börse erworben werden.
Der erste Indexfonds der Welt wurde indes schon fünf Jahre früher von der US-Großbank Wells Fargo aufgelegt: der Samsonite Pension Fund. Dieser bildete die damals 1.500 an der New Yorker Börse gelisteten Aktien ab. Kaufen konnten den Fonds aber nur institutionelle Investoren.
Kritik am "passiven" Fondsmanagement von Indexfonds und ETFs
Bogle musste zunächst viel Kritik aus der Branche einstecken. Denn der passive Ansatz unterschied sich völlig von dem damals verbreiteten aktiven Fondsmanagement, bei dem es darum geht, mittels taktischer Entscheidungen besser als der Vergleichsindex (Benchmark) abzuschneiden. Bogles Indexfonds wurde daher Mittelmäßigkeit unterstellt, denn mehr als die Benchmark-Rendite lag für den Anleger nicht drin – aber auch nicht weniger. Und das wiederum sollte sich schnell als ein entscheidender Vorteil herausstellen. Denn viele aktive Fonds schaffen es auf die Dauer nicht, die Benchmark nach Abzug der Kosten zu schlagen.
Vanguard war den damaligen Konkurrenten auch deshalb ein Dorn im Auge, weil das Unternehmen seinen Kunden nur niedrige Gebühren in Rechnung stellte und die Fondsanteile zudem direkt an die Anleger verkaufte – Provisionen für Mittelsmänner fielen dadurch weg. Und bis heute zeichnen sich Indexfonds und ETFs durch ihre geringen Kosten aus. Zum Vergleich: Für aktive Fonds bezahlt ein Anleger in Deutschland in der Regel zwischen 1 bis 2 Prozent an jährlichen Gebühren, für ETFs und Indexfonds im Durchschnitt hingegen nur 0,3 Prozent.
Nicht alle ETFs sind geeignet
Mittlerweile stehen Anlegern für Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Immobilien Tausende ETFs zur Auswahl. Das wachsende Angebot hat allerdings auch einen Nachteil: Es führt zu einer immer größeren Vielfalt und Komplexität auf dem Markt. Für Anleger wird es angesichts dieser Vielfalt zunehmend schwerer, den Durchblick zu bewahren. Ständig kommen neue, innovative Produkte dazu. Ob sie den Anlegern einen Mehrwert bieten, erschließt sich nicht immer auf Anhieb. Zu den neueren Trends auf dem ETF-Markt gehören beispielsweise Produkte auf bestimmte Themenindizes.
Das starke Wachstum und die sinkenden Gebühren von ETFs haben dazu geführt, dass es für Anleger immer wichtiger, aber auch immer anspruchsvoller wird, eine passende Auswahl zu treffen. Auch bei ETF-Sparplänen ist die Auswahl mittlerweile sehr groß.
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