Geldanlagen

Entwarnung an den Aktienmärkten

Sorgen um die Konjunktur in den USA haben Anfang August zu starken Kursverlusten bei Aktien geführt. Die Sorgen erwiesen sich aber schnell als übertrieben. Daraufhin erholten sich die Börsen schnell wieder zumal die US-Notenbank nun die Zinswende einläutet. Denn die Inflation geht zurück. 

Michael Ausfelder
Marktstratege
Publiziert am
04. September 2024

Zwei Jahre ist es her, seit Fed-Chef Jerome Powell die Finanzwelt anlässlich seiner jährlichen Rede am Zentralbanken-Symposium in Jackson Hole auf eine Reihe von zusätzlichen Leitzinserhöhungen einstellte, um dem pandemiebedingten Inflationsschub Herr zu werden. Das Leitzins-Zielband der US-Notenbank stieg in der Folge auf 5,25 bis 5,5 Prozent. Auf diesem Niveau verharren die kurzfristigen Dollar-Zinsen seit Mitte 2023. Die Fed hielt die Zügel weiter straff, obwohl die Inflation in der Zwischenzeit stark nachgelassen hat.

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Nun ist der Wendepunkt aber erreicht. Am 23. August erklärte Powell an der diesjährigen Jackson Hole-Tagung überraschend deutlich, dass die Inflationsrisiken unter Kontrolle seien und die Fed nun Leitzinssenkungen ins Auge fassen könne. Die Zinspolitik werde künftig mehr auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet, der zuletzt Schwächezeichen zeigte. Es ist damit so gut wie sicher, dass die US-Notenbank den Leitzins bei der nächsten Zinsentscheidung am 18. September senken wird, voraussichtlich um 0,25 Prozentpunkte.

Wie schnell es danach weiter nach unten geht, hängt gemäß Powell von der Datenlage im Herbst ab. Die Kernteuerung der persönlichen Konsumausgaben notierte zuletzt bei 2,6 Prozent. Sie liegt damit zwar noch etwas über dem Ziel der Notenbank. Die Indikatoren zeigen aber immer deutlicher, dass der Teuerungsdruck weiter nachlässt. Es ist damit absehbar, dass im November und Dezember weitere Zinsschritte folgen werden.

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Märkte erwarten schnellere Leitzinssenkungen

Die Finanzmärkte hatten den Kurswechsel der Fed im Vorfeld von Powells Rede zunehmend vorweggenommen: Im August setzte sich die Erwartung durch, dass sie die Zinsen relativ zügig senken wird. Inzwischen wird an den Zinsmärkten von einem Rückgang des US-Leitzinses bis Ende des Jahres von mindestens 0,75 Prozentpunkten ausgegangen.

Zum Vergleich: Noch im Juli gingen die meisten Marktteilnehmer nur von 0,25 bis 0,5 Prozentpunkten aus. Im kommenden Jahr wird ein weiterer Rückgang des US-Leitzinses um 1,25 Prozentpunkte erwartet. Fallende US-Dollar-Zinsen sind ein gutes Zeichen für die Weltwirtschaft: Finanzierungen in der globalen Leitwährung werden günstiger. Das dürfte der Industrie und der Bauwirtschaft Impulse verleihen und stabilisierend auf das internationale Finanzsystem wirken. Anlagen wie Aktien, Anleihen und Immobilien dürften gleichermaßen profitieren.

Intaktes Soft-Landing-Szenario

Zu Monatsbeginn kam an den Finanzmärkten zunächst allerdings die Befürchtung auf, die US-Wirtschaft könnte wesentlich schneller an Fahrt verlieren als von der US-Notenbank angestrebt. Die Aktienkurse gerieten zwischenzeitlich unter Druck, sichere Häfen waren gesucht. 

Die neuesten Arbeitsmarktdaten und Einzelhandelsstatistiken zeigten jedoch, dass sich die Konjunktur in den USA weniger stark eintrübt als befürchtet. Gleichzeitig haben die jüngsten Unternehmensumfragen und Inflationsdaten gezeigt, dass die Inflation weiter auf dem Rückzug ist. 

Die Aktienmärkte haben sich in der zweiten August-Hälfte deshalb stark erholt. Gleichzeitig büßte der Dollar gegenüber dem jedoch gut zwei Prozent an Wert ein, sodass für den S&P 500 Index und für den MSCI World gemessen in Euro dennoch nur eine hauchdünn positive Monatsperformance resultierte. Der DAX konnte hingegen zwei Prozent zulegen. Positiv hervorzuheben waren im August die Anleihen: Sie profitierten von einem ausgeprägten Rückgang der Inflationserwartungen. Die Leitzinsen der großen Notenbanken blieben im August unverändert. Das dürfte sich im September ändern.

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