So misst man das Risiko von Aktien
Wie hoch ist das Risiko, wenn man in eine Aktie investiert? Das wird anhand der Kennziffer "Volatilität" gemessen. Was Anleger über dieses Risikomaß wissen sollten.
Die Volatilität misst die Stärke der Kursschwankungen eines Wertpapiers in einem bestimmten Zeitraum. Starke Kursschwankungen entsprechen einer hohen Volatilität, schwache Kursschwankungen einer tiefen.
Je höher die Volatilität eines Wertpapiers zu einem bestimmten Zeitpunkt ist, desto höher ist das Risiko von zwischenzeitlichen Kursverlusten, aber auch die Chance auf Kursgewinne.
Die Volatilität lässt sich für alle Arten von börsengehandelten Wertpapieren und Märkten wie den Weltaktienindex MSCI World berechnen.
Seit der Jahrtausendwende gab es immer wieder Phasen, in denen der MSCI World eine sehr hohe Volatilität aufwies. Auch in den vergangenen Jahren hat es mehrere solche Phasen gegeben: etwa während der Finanzkrise, der Eurokrise oder am Anfang der Corona-Pandemie. Die Grafik illustriert diese Entwicklung am Beispiel des MSCI World.
Generell unterscheidet man zwischen historischer und impliziter Volatilität.
Risiko von Aktien: Die historische Volatilität
Die historische Volatilität eines Wertpapiers entspricht der sogenannten Standardabweichung der Renditen über einen bestimmten Zeitraum, zum Beispiel fünf Jahre.
Die Standardabweichung sagt aus, wie stark die Streuung der Werte um einen Mittelwert ist. Um Extremausschläge auszuschließen, wird bei der Standardabweichung in der Regel nur jener Bereich berücksichtigt, in dem rund zwei Drittel aller Werte auftreten.
Geht man nun davon aus, dass sich die Kurse im Mittel künftig gleich entwickeln werden wie im beobachteten Zeitraum und dass auch die einzelnen Renditen gleich stark vom Mittelwert abweichen werden, kann man die Bandbreite künftiger Kursbewegungen abschätzen.
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Ein Beispiel: Die Rendite des MSCI World in EUR betrug in den vergangenen fünf Jahren annualisiert, also im Mittelwert, 10,7 Prozent. Unter der Annahme, dass die erwartete Rendite im nächsten Jahr ebenfalls bei 10,7 Prozent liegt und dass die Verteilung der einzelnen Renditen identisch sein wird, kann man für 2024 mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 68 Prozent davon ausgehen, dass die MSCI-World-Rendite zwischen -7,5 und +28,9 Prozent betragen wird.
Natürlich gibt es dafür keine Garantie: Die künftige Volatilität entspricht nicht immer der historischen. Die historische Volatilität gibt lediglich einen Anhaltspunkt, wie stark die künftigen Kursschwankungen ausfallen könnten. Es kann auch passieren, dass der MSCI-World 2024 im Minus notieren wird.
Risiko von Aktien: Die implizite Volatilität
Die implizite Volatilität berücksichtigt nicht die historische Kursentwicklung, sondern die Erwartungen der Anleger zur künftigen Kursentwicklung. Sie lässt sich anhand der Preise von Optionen auf die betreffende Aktie ableiten. Die Optionspreise reflektieren die Erwartungen der Marktteilnehmer zur Kursentwicklung eines Wertpapiers oder eines Indexes.
Für den DAX beispielsweise entspricht der Volatilitätsindex VDAX der von den Marktteilnehmern erwarteten Schwankungsbreite für die kommenden 30 Tage.
Anwendung im Portfolio
In der Regel ist die Volatilität bei Aktien größer als bei Anleihen. Daher gelten Aktien auch als riskantere Anlage. Reine Aktienportfolios weisen häufig eine hohe Volatilität auf – ihr Wert schwankt stark.
Die Kursschwankungen im Portfolio lassen sich verringern, wenn man Wertpapiere mit geringer Volatilität wie Anleihen beimischt. Sie senken die gesamte Volatilität des Portfolios und tragen zu einer ausgeglichenen Balance zwischen Risiko und Rendite bei.
Weitere Informationen
Für Anleger, die sich nicht intensiv mit Volatilitäten und anderen Kennzahlen beschäftigen möchten, ist es in der Regel sinnvoller, in den breiten Aktienmarkt zu investieren. Das geht am besten über börsengehandelte ETFs.
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