Rentenlücke schließen: So sollten Sie vorgehen
Jeder sollte so früh wie möglich damit beginnen, seine Rentenlücke zu schließen. Dabei sollte man drei wichtige Tipps beachten: Erstens frühzeitig mit dem Aufbau von zusätzlichem Vermögen für den Ruhestand beginnen. Zweitens beim Sparen auf die Rendite achten, um das Sparziel bis zum geplanten Rentenbeginn zu erreichen. Und drittens im Ruhestand auf eine Einkommensstrategie setzen, die dauerhaft geeignet ist, um die Rentenlücke zu schließen.

Das Rentenniveau liegt aktuell bei 48 Prozent, das heißt nach 45 Beitragsjahren beträgt die gesetzliche Rente etwa die Hälfte des dann geltenden Durchschnittsverdienstes. Die Standardrente beträgt rund 1.769 Euro brutto (seit Juli 2024). Davon werden Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie Steuern abgezogen. Wer weniger verdient und weniger lange eingezahlt hat, hat weniger Rente.
Wie lässt sich die Rentenlücke schließen?
Können Sie sich vorstellen, von 1.769 Euro Rente brutto im Monat zu leben? Für Ruheständler ohne Ersparnisse ist das heute Realität. Künftige Rentnerinnen und Rentner müssen mit noch weniger auskommen, wenn sie ihre Rentenlücke nicht rechtzeitig schließen. Wollen Sie sich nicht einschränken, können Sie nur Vermögen und zusätzlichen Einkünften gegensteuern.
Es liegt in Ihrer Hand, Ihre Rentenlücke dauerhaft zu schließen. Fakt ist: Sie brauchen viel Kapital, um sich daraus eine Zusatzrente auszuzahlen. Das gilt umso mehr, wenn Sie vorzeitig in den Ruhestand gehen möchten.
Video: "Wie schließe ich meine Rentenlücke?"
Tipp 1: Spätestens mit 50 anfangen zu sparen
Ihre Rentenlücke sollten Sie spätestens mit Anfang 50 ermitteln. Berücksichtigen Sie dabei auch die Geldentwertung durch die Inflation. Berechnen Sie anschließend, wie viel Geld nötig ist, um Ihre Rentenlücke zu schließen. Erschrecken Sie nicht über die Summe; sie kann durchaus im sechsstelligen Bereich liegen. Denn womöglich haben Sie bereits einen Teil des Geldes angespart oder erwarten größere Zuflüsse, etwa aus der Auszahlung einer Lebensversicherung, aus dem Verkauf Ihrer Firma oder aus einer Erbschaft.
Der Zinseszins-Effekt erzeugt beim Vermögensaufbau einen regelrechten Turboeffekt. Weil neben den Sparbeiträgen auch die jährlichen Zinserträge immer wieder mit verzinst werden, wächst das Sparkapital mit der Zeit schneller an.
Tipp: Die Tabelle illustriert, wie die Zeit für Sparer arbeitet. Um mit Fonds, die jährlich fünf Prozent Rendite nach Steuern erzielen, bis zum 65. Lebensjahr 500.000 Euro anzusparen, müssen 35-jährige Sparer monatlich knapp 600 Euro zurücklegen; 55-jährige Sparer brauchen hingegen Monat für Monat einen Betrag von mehr als 3.200 Euro.
Tipp: Ob Sie 30, 40 oder 50 Jahre alt sind – schieben Sie Ihre Altersvorsorge nicht auf! Nutzen Sie den Zeitvorteil durch einen frühen Start. Das A und O ist eine Anlagestrategie, die zu Ihrem Risikoprofil und zur geplanten Spardauer passt. Wichtig dabei ist, einen Teil des Geldes in renditestarke Wertpapiere zu investieren.
Tipp 2: Beim Vermögensaufbau auf Rendite setzen
Das fehlende Kapital müssen Sie in den verbleibenden 10 bis 15 Jahren bis zum Erwerbsende ansparen. Jetzt heißt es, Sparpotenziale auszuschöpfen, damit Sie Ihr Ziel erreichen. Richten Sie den Fokus in der Sparphase auf renditestarke Anlagen wie Aktien und Aktienfonds. Ihr Anlagehorizont von zehn Jahren oder mehr reicht aus, um Schwankungen an den Börsen auszugleichen und eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen. Entscheidend sind erstens eine Anlagestrategie, die optimal zu Ihren Zielen passt, und zweitens die Auswahl der besten Wertpapiere und Investmentfonds.
Tipp 3: Rentenphase in Etappen aufteilen
Im Rentenalter müssen Sie das angesparte Kapital so anlegen, dass sie damit dauerhaft Ihre Rentenlücke schließen. Organisieren Sie es so, dass es Ihnen ein sicheres Zusatzeinkommen einbringt. Ein bewährtes Konzept zur Einkommenssicherung im Rentenalter ist die Etappenstrategie, die das VZ VermögensZentrum entwickelt hat.
Dabei unterteilen Sie Ihre zukünftigen Einkommensphasen in Etappen von zehn Jahren (siehe Grafik). Das vorhandene Kapital wird in zwei Teile gesplittet und für jede Zehn-Jahres-Phase ein Ablaufplan erstellt. Auf Basis Ihres Ausgabenbudgets legen Sie fest, wie viel Zusatzrente Sie in der ersten Etappe benötigen. Anschließend wird Ihr Vermögen in zwei Teile gesplittet. Aus dem Verbrauchsteil speist sich die Zusatzrente, der Wachstumsteil baut unterdessen neues Kapital auf für die nächste Verbrauchsetappe. Alle zehn Jahre beginnt eine neue Etappe.
Der Teil Ihres Vermögens, der zehn Jahre lang die benötigten Zusatzeinkünfte sichert, fließt in den Verbrauchsteil (Grafik, oben links). Dieses Kapital wird sicherheitsorientiert angelegt. Die Summe, die für die ersten zwei Jahre vorgesehen ist, wird liquide angelegt, beispielsweise als Tages- oder Festgeld. Für die Zeit danach kommen Anleihen erstklassiger Schuldner in Frage. Die Verfallsdaten dieser Papiere können dem Einkommensbedarf entsprechend gestaffelt gestaltet werden.


Ihr übriges Vermögen fließt in den Wachstumsteil (siehe Grafik, unten links). Dieser wird langfristig angelegt, um den Substanzverbrauch zu kompensieren. Mit den Erträgen wird der Verbrauchsteil innerhalb dieser zehn Jahre wieder aufgefüllt. Dank des längeren Anlagehorizonts kann der Wachstumsteil renditeorientierter angelegt werden. Wertpapiere unterliegen zwar Wertschwankungen und haben Verlustrisiken, doch diese Anlagerisiken sinken mit zunehmender Haltedauer.
Wie viel Vermögen Sie zur Deckung Ihrer Rentenlücke benötigen, hängt von der Anlagenrendite ab sowie von der Frage, ob Sie das Vermögen verbrauchen wollen oder nicht. Beispiel: Bei einem Kapitalstock von 800.000 Euro erhalten Sie bei 3,0 Prozent Rendite 24.000 Euro pro Jahr (vor Steuern und Kosten). Entnehmen Sie nicht mehr als diese Erträge, bleibt Ihr Vermögen voll erhalten.
Rentenlücke schließen: Rentenerhöhungen reichen nicht aus
Am 1. Juli 2024 ist die gesetzliche Rente bundesweit um 4,57 Prozent gestiegen. 2025 wird die Rentenerhöhung mit 3,74 Prozent niedriger ausfallen. Diese Rentenerhöhungen werden jedoch in vielen Fällen nicht ausreichen, um Rentenlücken zu schließen und den Lebensstandard im Ruhestand zu sichern.
Tipp: Machen Sie sich bei Ihrer Ruhestandsplanung nicht von Faktoren abhängig, auf die Sie keinen Einfluss haben. Die Anpassung der gesetzlichen Renten hängt davon ab, wie sich die Wirtschaft und die Löhne entwickeln, sowie vom sogenannten "Nachholfaktor". Wenn es gut läuft, gleicht die Rentenerhöhung die Inflation aus. Sie dient aber nicht dazu, die Differenz zwischen Ihren Einkünften und Ausgaben zu schließen. Dafür müssen Sie selbst sorgen.
Rentenlücke schließen mit Vermögen
Es gibt viele verschiedene Finanzquellen, um Jahre der Frührente zu überbrücken und Rentenlücken im Ruhestand zu schließen. Je mehr Zusatzeinkünfte Sie haben – wie Mieten oder Kapitalerträge –, desto weniger Vermögen brauchen Sie. Ein Teil des fehlenden Ruhestandskapitals lässt sich mit erwarteten Zahlungen kompensieren. Den Rest sparen Sie an.
Wichtig ist eine solide Finanzplanung. Stellen Sie zusammen, wie viel Vermögen Sie haben, welche der folgenden Einmalzahlungen oder Einkommensströme Sie erwarten und zu welchem Zeitpunkt Sie damit rechnen können.
Diese Einmalzahlungen kommen infrage:
- Auszahlung der Lebensversicherung
- Erbschaften und Schenkungen
- Abfindung
- Geplanter Verkauf von Wertpapieren aus dem Depot
- Erlös aus dem Verkauf des eigenen Unternehmens
- Erlös aus dem Verkauf einer Immobilie
Diese Einkünfte kommen infrage:
- Erwerbseinkünfte, z. B. Gehalt aus Teilzeitstelle, Mini- oder Midijob
- Vorbezogene Renten, z. B. gesetzliche Rente, Betriebsrente, Riesterrente, Basisrente (Rüruprente), Privatrente
- Mieterträge, z. B. aus Mietwohnungen oder Ferienhäusern
- Kapitalerträge, z. B. Dividenden oder Anleihencoupons
- Geplante regelmäßige Verkäufe von Wertpapieren aus dem Depot
- Substanzverbrauch
- Etappenstrategie
- Immobilienverrentung
Lese-Tipps: Möchten Sie wissen, wie viel Zusatzrente Sie sich aus welcher Summe auszahlen können? Das lesen Sie in den Artikeln über Vermögen für den Ruhestand in Höhe von 250.000 Euro, 500.000 Euro und einer Million Euro.
Die Rentenlücke wächst weiter
Unabhängig von der individuellen Situation tragen verschiedene Faktoren dazu bei, dass die Rentenlücke, die jeder einzelne schließen muss, immer größer wird:
1. Die Lebenserwartung steigt
Die Deutschen werden immer älter. 65-Jährige Männer haben eine Lebenserwartung von 17,6 Jahren, werden also im Schnitt 82,6 Jahre alt. Die Lebenserwartung von 65-jährigen Frauen ist mit 20,9 Jahren etwas höher, sie dürften im Schnitt fast 86 Jahre alt werden. Diese Werte stammen vom Statistischen Bundesamt. Wer länger lebt, braucht auch länger Geld. Das Altersvorsorgekapital muss 15 bis 20 Rentenjahre oder länger reichen.
2. Die Gesundheitskosten nehmen zu
Der medizinische Fortschritt sorgt für immer bessere Gesundheit, verursacht aber auch höhere Kosten. 2005 lagen die Gesundheitsausgaben pro Bundesbürger noch bei rund 3.000 Euro pro Jahr. Nach den jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes (vom April 2023) kletterten sie allein von 2019 bis 2021 von 4.950 Euro auf 5.699 Euro. Die steigende Lebenserwartung treibt die Kosten zusätzlich in die Höhe.
3. Die Renten sinken
Das gesetzliche Rentenniveau sinkt. Zur Jahrtausendwende erhielten Neurentner noch rund 53 Prozent ihres durchschnittlichen Nettoverdienstes als Rente. Diese Quote schrumpfte auf 48 Prozent (2024). Experten befürchten, dass dieser Wert langfristig kaum zu halten sein wird. Schätzungen gehen davon aus, dass das Rentenniveau bis 2034 auf 46 Prozent absinkt.
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